St. Brictius, 24.5.2009. Einen Genuss der besonderen Art gab es in der Pfarrkirche St. Brictius zu hören, als das Posaunenquartett „Opus 4“ aus Leipzig gastierte. Von Mitgliedern des Gewandhausorchesters 1994 gegründet und seitdem unter der Leitung des Soloposaunisten Jörg Richter, gehört es zu den arriviertesten seiner Art. Und immer stellt sich für solche und ähnliche Besetzungen die Frage nach dem Programm. Aus Mangel an Originalliteratur bestand es auch am Sonntag hauptsächlich aus Bearbeitungen dafür mehr oder weniger geeigneter Kompositionen.
In „Gloria und Exultent Caeli“ von Claudio Monteverdi ließen die Musiker vergessen, dass es sich um Vokalwerke handelt, indem sie ihrem Ideal der weichen, singenden Posaunen folgten, um dann in der „Suite für vier Posaunen“ von Tylmann Susato zu swingen und kurze, knackige Töne anzureißen.
Aber auch Musikpuristen kamen auf ihre Kosten. In Werken wie „Intrada“ von Hans Leo Hassler und „Domini Exaudi“ von Thomas Selle griffen die versierten Orchestermusiker zu Nachbauten historischer Posaunen und reproduzierten einen wunderbaren, tragenden Klang. Besonders die „Wendeposaune in F“ schien jede Schwingung einzeln durch den Raum zu schicken. Was sicher auch an dem Bassposaunisten Stefan Schmicker lag. Er hatte später dann noch Gelegenheit, bei „The Octopus“ seine Extraklasse unter Beweis zu stellen.
Grenzen der Bearbeitungsfreude sind dann doch erreicht bei „Toccata und Fuge in d-moll“ für Orgel von Johann Seb. Bach. Seit vielen Jahren geistert dieses Werk durch den Bläserhimmel und ist selbst für Blechbläserquintetts mit den beweglicheren Trompeten kaum adäquat darstellbar. Auch über die Einschmelzung von „Ein Amerikaner in Paris“ nach George Gershwin auf zehn Minuten Spieldauer könnte man sich streiten, wäre da nicht die Gelegenheit für den 1. Posaunisten, seine schon unerhörte Fähigkeit zum Instrumenten- und Mundstückwechsel zu demonstrieren. Bis hin zur Posaune in der Tonlage einer Trompete glitten sie durch seine Hände. Da auch seine Kollegen mit verschiedenen Dämpfern spielten, war es dann doch recht kurzweilig.
Wie eine moderne Originalkomposition klingen kann, zeigte dann „Suita per 4 Tromboni“ von Kazimierz Serocki, in der die Möglichkeiten des Instrumentes angemessen berücksichtigt sind, und in der die Musiker sich hörbar wohlfühlten.
Es waren leider nur wenige Zuhörer erschienen. Die aber kamen voll auf ihre Kosten und erklatschten sich zwei Zugaben.
Quelle: Reimund Schnaars, Westfälische Nachrichten, 25.05.2009