Altes Rathaus, 30.12.2017. 90 Besucher im Alten Rathaus waren am Samstag restlos begeistert vom hohen Niveau der Künstler Tobias Breider (Viola) und Clemens Rave (Piano). Das anspruchsvolle Programm bot viel Abwechslung. Breider zeigte, was man mit einer Bratsche alles machen kann, insbesondere bei den sieben spanischen Volksweisen von Manuel de Falla.
Den Auftakt des Programmes bot die Sonate A-Dur von César Franck, eigentlich für die Violine und Klavier komponiert, hier in einer eigenen Bearbeitung Breiders für Viola und Piano. Alle Herausforderungen, die die schwierige Sonate an die Künstler stellt, meisterten sie in allen vier Sätzen mit Bravour. Wunderbar im Zusammenspiel, Rave am Piano wuchtig und schwungvoll, aber nie die Bratsche überdeckend, beide virtuos, wunderbar in Farbgebung und Ausdruck. Das Publikum wurde vom ersten bis zum letzten Ton mitgenommen, und das über eine Zeitspanne von fast 30 Minuten.
Breider moderierte das Programm, erzählte dem gespannt lauschen Publikum von den Besonderheiten seiner neuen, groß mensurierten Ritter-Viola, die sehr voll im Ton, fast wie ein kleines Cello klang, in den hohen Lagen an die kleine Schwester, die Violine, erinnerte, dann sehr fein im Klang. Auch wenn Breider über große Hände verfügt, ist es sicherlich dennoch anspruchsvoll, ein derart großes Instrument sauber intoniert zu spielen. Er beherrscht es.
Nach der Pause stand eine Bearbeitung der Gambensonate in g-Moll (BWV 1029) vom großen Meister Johann Sebstian Bach auf dem Programm. Auch hier war alles so, wie es sein sollte, schön artikuliert, durchhörbare Themen, rhythmisch tanzend, sicher und souverän in den schnellen Sätzen, sehr fein und intim der Ausdruck im zweiten, langsamen Satz.
Bei den „Siete canciones populares espanolas“ von de Falla fiel es dem Publikum schwer, nicht bereits zwischen den einzelnen Tänzen zu klatschen, so mitreißend war das Spiel der Künstler. Nach dem letzten siebten Tanz wurde um so frenetischer applaudiert. Breider berichtete, man habe erst zwei Tage vor dem Konzert gemeinsam proben können, da das Gepäck mit den Noten mit vier Tagen Verspätung erst kurz vor dem Konzert aus Sydney, der Wahl-Heimat Breiders, in Schöppingen eintraf. Bei Profis reicht diese kurze Probenzeit offenbar, das Zusammenspiel war einfach fantastisch.
Der letzte Programmpunkt war eine Perle der Klassischen Literatur: „Spiegel im Spiegel“ des 1935 geborenen Komponisten Arvo Pärt. Die Schwierigkeit bei diesem Stück liege darin, fast nichts zu tun. Lange, ruhige Töne, begleitet von gebrochenen Akkorden am Klavier, Glockentönen ähnelnd, so Breider. Er sagte, man habe keine Zugabe eingeplant, denn „nach diesem Stück brauchen Sie nichts mehr“. Und so war es dann auch. Das Stück „Spiegel im Spiegel“ muss man hören, es ist nicht mit Worten zu beschreiben, nur soviel, dass es eine wunderbare, ruhige Stimmung zaubert. So, als würde für einen Moment die Zeit stehen bleiben. Schöner kann ein Jahr nicht beschlossen werden. Mit stehenden Ovationen und leuchtenden Augen bedankte sich das Publikum bei den Künstlern für das Geschenk dieses ganz besonderen Konzertabends.
Quelle: Christa Teltenkötter, Freundeskreis Schöppinger Konzerte (WN v. 2.1.2018)