Altes-Rathaus, 29.10.2006. Lieder, Arien und Ensembles aus Konzert und Oper waren angekündigt für das Rathauskonzert am Sonntagabend. Mit den Ensembles wurde es leider nichts, da der vorgesehene Bariton erkrankt war. Nun, dafür gab es ein paar klavierbegleitete Soli mehr; die Zuhörer im gut besuchten Festsaal bekamen dennoch einen guten Eindruck vom Standard, den Gesangsstudenten an der Hochschule für Musik Detmold erreichen. Mitglieder der dortigen Gesangsklasse von Prof. Peter Ziethen gestalteten das Konzert und demonstrierten Gesang auf hohem Niveau.
Die junge Heike Berlage etwa. Die Sopranistin trug "Un moto die gioja" und Die Verschweigung", beides Vertonungen von Mozart, vor. Gerade im ersten Part setzte sie ihr leicht vibrierenden Timbre geschickt ein, im zweiten vielleicht eine Spur zu gefühlsbetont. Dafür glänzte sie später mit der Arie der Marie aus Lortzings "Waffenschmied" umso stärker.
Eine Lage tiefer, im Mezzosopran, ist die Stimme von Britta Strege angesiedelt. Das von Schubert vertonte Lied "Kennst du das Land" und Schumanns "Er, der Herrlichste von allen", sowie Brahms "Alte Liebe" zeigten sie sicher und bewegt. In der Arie der Charlotte aus der Oper "Werther" von Massenet traf sie ebenfalls die Stimmung mit guten Ausdruck, und die Arie "Deh per questo" aus "La clemenza die Tito" (eine "Hosen-Rolle" wie Ziethen launig anmerkte), sang sie souverän.
Grabestiefe verlangt Mozart den Basssängern ab, wenn es um die Interpretation der Arien aus seiner "Zauberflöte" geht. Kwang-Hee Lee, von der Körperstatur her gar nicht bass-mäßig, erwies sich jedoch in den tiefsten Lagen als vorbildlicher Sänger und überzeugte auch bei Verdis selten zu hörender Bass-Arie des Fiesco aus der Oper "Simone Boccanegra".
Tenöre brauchen einen zarten Schmelz in der Stimme, ein gewisses Etwas. Der armenische Sänger Aram Mikaelyan brachte es mit. Taminos Arie aus der "Zauberflöte" und später die Serenade "Ecco ridente in cielo"(Rossini) hatten etwas Verführerisches. Die Rolle ist die eines Stotterers - qua Textverständlichkeit jedoch war die von Stefan Meier gesungene Tenorarie des "stieseligen" Wenzel aus Smetanas "Verkaufte Braut" am besten.
Und dann war da noch Annick Seferian. Die Sopranistin überzeugte durch eine kraftvollen, dennoch sensiblen Auftritt als "Micaela" aus Bizets "Carmen" und "Adieu, mon petit table" aus Massenets Oper "Manon".
Freundlicher Applaus bedachte die jungen Künstler und ihre Begleiterin am Klavier, Gerda Ziethen-Hantich. Dank für einen angenehmen Abend.
Quelle: Westfälische Nachrichten, Martin Borck