Altes Rathaus, 28.11.2015. Kristin Korb ist auf der ganzen Welt zu Hause. Die gebürtige US-Amerikanerin lebt in Dänemark, spielt regelmäßig Konzerte in Metropolen wie Paris, London, Berlin oder New York und gehört nun schon seit einiger Zeit zur europäischen Jazz-Elite. Aber eines hat sich die Bassistin und Sängerinn immer bewahrt: Sie mag es familiär. Kein Wunder also, dass sich Kristin Korb im Alten Rathaus besonders wohl fühlt. Das konnte das Schöppinger Publikum am Samstagabend hören.
Mit einer unglaublichen Gelassenheit wagte sich das Trio an bekannte Jazz-Standards von Koryphäen wie Leonard Bernstein, Stevie Wonder und Duke Ellington, die das musikalische Leben der Bassistin allesamt sehr geprägt haben. Aber wer jetzt an langweilige Kopien großer Hits denkt, liegt falsch. Denn Kristin Korb, Pianist Magnus Hjorth und Drummer Snorre Kirk haben viel Zeit darin investiert, ihren eigenen Stil zu finden und ihn in jedes Stück, in jede Note einfließen zu lassen.
Die Ergebnisse ihrer Arbeit können sich absolut sehen, pardon, hören lassen. Dabei ist das Erfolgsrezept des jungen Trios denkbar einfach: Kristin Korb gehört zu einer neuen, experimentierfreudigen und selbstbewussten Generation des Jazz. Klassische Harmonik trifft bei ihr auf moderne Rhythmik, nahezu perfektes handwerkliches Können und unglaubliche Leidenschaft. Eine Mischung, die nicht nur in Schöppingen gut ankommt.
Diese neue Art des Jazz ist auch die Grundlage für Korbs neueste Kompositionen, die von verschiedenen Stationen ihres bewegten Lebens inspiriert sind. Im Alten Rathaus spielte sie zum Beispiel ihre gefühlvolle Ballade „58 Boxes“, die von ihrem Weg nach Dänemark erzählt, und wie es ist, in einem neuen Land anzukommen. Natürlich durfte dann auch ein Stück mit dänischem Titel nicht fehlen. Das trug den Namen der ersten Worte, die Kristin Korb auf Dänisch gelernt hat: „Jeg Elsker Dig“, zu Deutsch „Ich liebe dich“.
Neben der erstklassigen Gesamtperformance des Trios, das nur für diesen einen Gig aus Kopenhagen nach Schöppingen gekommen war, begeisterten vor allem die vielen Solos der drei Top-Instrumentalisten das Publikum. Magnus Hjorth holte einen kreativen Akkord nach dem anderen aus dem Flügel, während Snorre Kirk immer wieder mit komplexen, minimalistischen, lauten oder leisen Schlagzeug-Einlagen auftrumpfte. Und natürlich ließ es sich auch Frontfrau Kristin Korb nicht nehmen, selbst einige Solos, begleitet vom traditionellen „scat singing“, zum Besten zu geben.
Der letzte Titel des Abends konnte zum Schluss dann noch einmal alle Qualitäten der drei Skandinavier vereinen. Mit der fröhlichen und flotten Swing-Nummer „Something to Celebrate“ verabschiedeten sich Kristin Korb und ihre Jungs wieder in den hohen Norden. Und zu feiern gab es am Samstag wirklich etwas. Denn internationalen Jazz auf so hohem Niveau gibt es selbst im kulturverwöhnten Schöppingen nicht alle Tage.