Altes Rathaus, 5.9.2015. Von den Beatles ist wohl schon jeder Song gecovert, bearbeitet und umarrangiert worden. Kennt man – meint man. Was aber das Streichquartett „Les Sirènes" und ihr musikalischer Mentor, der tschechische Jazz-Pianist Milan Svoboda, mit den Klassikern der britischen Kultband veranstalten, ist eine Klasse für sich.

Beim gemeinsamen Konzert im Alten Rathaus in Schöppingen konnte sich eine „kleine, aber feine" Schar Interessierter (Maria Niehoff vom Freundeskreis Schöppinger Konzerte), davon überzeugen – offenbar hatten viele so gedacht wie eingangs skizziert. Die, die da waren, wurden belohnt: mit spannenden, schmissigen, bis hin zu schrägen Arrangements auf hohem, musikalischem Niveau.

 

Bevor Svoboda und die vier Sirenen Freya Deiting, Dagmara Daniel (Violine), Christine Hanl (Viola) und Jelena Likusic (Cello) gemeinsam spielten, zeigten beide Seiten, was sie für diese Kooperation empfiehlt: Das Streichquartett hatte mit „Get Back" und „Eleanor Rigby" zwei Beatles-Klassiker im Programm, aber auch Queen's „Bohemian Rhapsody" und die Metallica-Hymne „Nothing Else Matters". Dieses Stück sei der Test fürs Publikum, sagte Freya Deiting augenzwinkernd, als der lange Applaus abebbte. „Sie haben den Test bestanden."

Dazu gab es „ein Stück, das alle Bahnen sprengt", wie Jelena Likusic erklärte: „Pannonia Boundless" der serbischen Komponistin Aleksandra Vrebalov, das orientalisch anmutende, aus der Zigeunermusik ihrer Heimat stammende Motive beinhaltet. „Was einem schräg vorkommt, ist so gewollt", sagte Likusic.

Das Publikum „bestand" auch diesen Test, denn die Akteurinnen überzeugten mit technisch erstklassigem Spiel und viel Temperament. Daraufhin hatte Milan Svoboda „leichtes Spiel". Seine Improvisationen über Beatles-Stücke ließen Kenner mehrfach schmunzeln. Besonders die Ballade „And I Love Her" bekam unter Svobodas Händen so viel Leidenschaft, dass alle Facetten der Liebe darin zu erkennen waren.

Apropos Liebe: „Fool on the Hill" habe eigentlich keine Bedeutung – so sei es von John Lennon überliefert. „Wir schenken ihm jetzt eine", sagte Deiting, schließlich sei es eins ihrer Lieblingsstücke. Weniger beliebt, dafür vom Publikum begeistert aufgenommen, ist Svobodas Version von „Obladioblada", denn hier müssen alle Streicher das ganze Stück im Pizzicato spielen. „Das kann Blasen geben", erklärte Deiting. Ähnlich strapaziert waren die Hände der Zuhörer vom Applaus. Für jene, die es nun bedauern, nicht dort gewesen zu sein, dürfte die Aussicht auf die angekündigte CD von Les Sirènes und Svoboda mit dem Beatles-Programm ein Trost sein.

(Quelle: Westfälische Nachrichten, 07.09.2015, Christiane Nitsche, veröffentlicht auf Internet-Seiten des Freundeskreises: 19.09.2015)