Altes-Rathaus, 07.05.2006. Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms und Robert Schumann hielten am Sonntagabend im Rahmen des Klavierkonzerts mit ihrer Musik Einzug in das Alte Rathaus in Schöppingen. Eingeladen von der Kirchengemeinde St. Brictius, dem aktuellen forum Volkshochschule Ahaus und dem Freundeskreis Schöppinger Konzerte entfalteten Gregor Weichert, Professor an der Musikhochschule Detmold/Münster, mit seinen Studenten Sebastian Kurz, Aline Regner und Sevil Mammadova ein Feuerwerk klassischer Musik.
Weichert betätigte sich hauptsächlich als redegewandter und äußerst kenntnisreicher Moderator. Das kurze Stück Intermezzo von Johannes Brahms, aus Opus 119, 1, bot einen Eindruck seiner ebenso ausgeprägten Fähigkeiten als Musiker als Geburtstagsgeschenk für Brahms. Er überbrückte damit den Beitrag von Anna Maria Maak, die wegen Krankheit absagen musste.Die Studenten, alle unter 30 Jahre alt und dennoch schon mit einer langen erfolgreichen Vita bestückt, ließen die Musik sprechen, deren Auswahl für die professionelle Ausprägung der Interpreten auf hohem Qualitätsniveau sprach.
Sebastian Kurz spielte die Chaconne aus der Partita 2 für Violine BWV 1004 von Bach. Brahms lobte die Chaconne als größtes Wunder, so Weichert, während Busoni erst um 1910 die Bearbeitung für Klavier nach \berlegungen von Brahms in die Tat umsetzte. Faszinierend war das Spiel von Kurz, geprägt von einem herzhaften Anschlag und schnellen Griffwechseln im ersten Teil, während beinahe stakkatohafte Sequenzen sich später ablösten mit beruhigten, fast einsilbigen Melodienbögen.
Aline Regner ehrte Mozart zu seinem 250. Geburtstag mit drei Sätzen aus der Sonate F-Dur, KV 332. Weichert verglich die Reife und gleichzeitige Kindlichkeit gepaart mit hochgeistiger Reflektion bei Mozart mit der Dichtkunst des späteren Christian Morgenstern. Regner setzte genau diese widersprüchlichen Eigenschaften im Werk von Mozart brillant um. Ihr äußerst gefühlvoller Anschlag harmonierte mit den quirligen Klangschöpfungen von Mozart.
Sevil Mammadova erinnerte mit Schumanns Carnaval op.9 an den 150. Todestag von Robert Schumann, einem weiteren Klaviervirtuosen. Durch Weicherts Erläuterungen entpuppte sich das sehr lange Stück als biografischer Spiegel von Schumann. Lange haderte Schumann mit seinen unterschiedlichen Temperamenten, seinen Vorbildern wie Chopin und seinen Frauen. Die Wechselbäder der Gefühle, beziehungsreich eingebettet in den Karneval in Venedig, gestalteten Schumanns Komposition zu einem äußerst schwierigen Werk. Mammadova bewältigte dies mit hoher Konzentration und beseelter Virtuosität, der die Begeisterung des Publikums zum Höhepunkt des Abends führte.
(Elvira Meisel-Kemper, Westfälische Nachrichten)