Altes Rathaus, 22.07.2014. Sie kommen beileibe nicht immer mit Pauken und Trompeten daher: die Höhepunkte, die so lange nachwirken, dass der Wunsch nach Wiederholung zwangsläufig folgt.
Es ist ein leises Stück, ein kurzes dazu, das Sophie Dartigalongue als Uraufführung im Alten Rathaus in Schöppingen zum Besten gibt. Die Concert Étude für Fagott solo ihres Mit-Stipendiaten an der Orchester-Akademie bei den Berliner Philharmonikern macht gerade darum Aufhorchen, weil sie so schlicht wie schön daherkommt – ein kleiner Monolog von Liebe und Freundschaft. Es bleibt das einzige Solo-Stück des Abends, den sie ansonsten gemeinsam mit der Pianistin Anna Kirichenko bestreitet.
Das Fagott ist sicher keines der populäreren Instrumente, seine musikalische Ästhetik erschließt sich erst mit wachsender Meisterschaft, denn es dauert lange, bis sein Ton das gewünschte, warme Vibrato erhält, das für das Fagott typisch ist. Dass mit Sophie Dartigalongue eine – wenn auch noch junge – Meisterin ihres Faches zu erwarten war, durfte den Freunden des Holzbläser-Festivals „Summerwinds“ klar sein, und so kann Festivalleiter Matthias Schröder ein nahezu volles Haus begrüßen.
Die Erwartungen des Publikums werden nicht enttäuscht: Dartigalongue und Kirichenko zeigen vom ersten Ton an, dass der Titel ihres Programms, „Lieblingsstücke“, gut gewählt ist. Mit offenkundiger Spielfreude und eingespielter Harmonie im Zusammenspiel beginnen sie den Abend mit einigen der Fantasiestücke Robert Schumanns, die mal verspielt, mal zärtlich, mal „rasch und mit Feuer“ auf den Abend einstimmen.
Bei Johannes Brahms’ Sonate für Klavier und Cello Nr. 1 e-Moll kann Dartigalongue in schnellen Läufen ihre ganze technische Versiertheit demonstrieren.
Mit Camille Saint-Saens’ Sonate für Fagott und Klavier schließlich erfahren selbst jene, die das Fagott nur als Orchesterinstrument kennen, die ganze Breite an melodischen Möglichkeiten des Instruments – mal sanft, mal verspielt und scherzhaft, mal ernst, mal maskulin-kraftvoll.
Erst im „Le Grand Tango“ von Astor Piazzolla tritt das Fagott in die zweite Reihe, und Anna Kirichenko bekommt Gelegenheit, ihre ganze Leidenschaft am Klavier auszuspielen. Dass hier mit den Erwartungen der Zuhörer gespielt wird, ist offenbar kalkuliert und macht den beiden Akteurinnen offenkundig Spaß. So auch dem Publikum, das sie erst nach Zugabe (Ravels „Pièce en forme de Habanera“) und lang anhaltendem Applaus entließ.
(Quelle Bild und Text: Westfälische Nachrichten, 24.07.2014, Christiane Nitsche)