St. Brictius, 10.12.2006. Mittlerweile ist das große Weihnachtskonzert in der Pfarrkirche St. Brictius kein Geheimtipp mehr. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass die Plätze sowohl im Mittelschiff als auch in den beiden Seitenschiffen restlos besetzt waren.
Die Konzertbesucher wurden nicht enttäuscht: Im Gegenteil. Auch wenn durch widrige Umstände der Solotrompeter verspätete sich durch einen nicht vorhersehbaren Verkehrsstau die Programmabfolge verändert werden musste, wies die Gesamtdarbietung eine deutliche Steigerung auf.
Eigentlich sollte das Stück für Solobass, Trompete und Orchester Großer Herr, o starker König aus Bachs Weihnachtsoratorium am Anfang stehen, dafür zog Chorleiterin Christa Teltenkötter die Litanei Lauretanae B.M.V. in B-Dur Köchel-Verzeichnis 109 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) vor. Das macht Sinn, stellte Pastor Böcker zur Begrüßung fest, da das Mozartjahr nun seinem Ende entgegen gehe. Es war ein starker Auftakt des Konzerts, der das Orchester (Streicher und Bläser der Städtischen Bühnen Münster), die Solisten und auch den St. Brictius-Chor im Ruf und Antwortspiel der Litanei mit besonderer Kraft zur Geltung kommen ließ. Beeindruckend das ora pro nobis des Chores, das mit kraftvollem Volumen im Wechsel mit den Solisten die dreischiffige Kirche erfüllte. Nicht die Spur langweiliger Wiederholungen, wie man sie aus dem Rezitieren von Litaneien kennt. Der melodische Reichtum Mozarts zeigte sich in der Aufgliederung der Litanei in fünf Einzelsätze, im Kyrie eleison, im Santa Maria, im Salus infirmorum, Regina angelorum und Agnus dei faszinierend und ließ die musikalischen Bitten eindrucksvoll spürbar werden.
Anders Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847). Seinen Psalm 42 Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser op.42 gliedert er in acht Abschnitte, in denen Chor, Arien und Rezitative einander abwechseln. Es begann der Chor, der von einer Arie der Sopranistin Christa Mangold abgelöst wurde. Das folgende Rezitativ begleiteten die Holzbläser, die durch den Einsatz der Streicher verstärkt wurden. Sopran und Frauenchor schlossen sich an, wonach der Gesang des gesamten Chores eine eindrucksvolle Steigerung darstellte. Nach dem folgenden Rezitativ, gesungen von der Sopranistin, gab es für zwei Schöppinger Sänger eine Premiere als Solist. In dem Quintett aus vier Männerstimmen und Sopran sangen Sebastian Frye aus Eggerode (Tenor) und Bernd-Elmar Nienkämper aus Schöppingen (Bass) zusammen mit dem Tenor Stefan Allendorf und dem Bass Michael Sibbing. Den Schlusspunkt bildete der Brictius-Chor, dessen Stimmen mit den Klängen des Orchesters in den Gewölben der Kirche noch lange nachhallten.
Erst jetzt konnte Großer Herr, o starker König aus dem Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach (1685-1750), das am Anfang stehen sollte, vorgetragen werden. Damit und auch mit dem folgenden Konzert in D-Dur für Trompete, Streicher und Basso Continuo von Georg Philipp Telemann (1681- 1767) wurde es barock. Michael Sibbing (Bass) und Reiner Ziesch (Solotrompete) führten im fließenden Rhythmus einen musikalischen Dialog, der vom Orchester unterstützt wurde. Bestechend war die Sicherheit im Ansatz des virtuosen Trompeters, der die Töne auch in den höchsten Lagen zu vollem Klang entfaltete.
Mit lang anhaltendem Beifall in stehender Ovation dankte das Auditorium allen Akteuren am Ende des Konzerts. Als Zugabe intonierten Chor und Orchester das adventliche Lied Tochter Zion, in das alle Konzertbesucher kräftig einstimmten.
Dienstag, 12. Dezember 2006: Quelle: Westfälische Nachrichten (Schöppingen)
Vorbericht aus der Presse
Am 10.12.2006 findet um 20.00 Uhr in der Katholischen Pfarrkirche St. Brictius, Schöppingen, das diesjährige Weihnachtskonzert der jungen Chorgemeinschaft unter Mitwirkung von Gesangssolisten und Streichern sowie Holz- und Blechbläsern der Städt. Bühnen Münster statt. Die Leitung hat die Organistin an St. Brictius, Christa Teltenkötter. Gefördert wird das Konzert vom "Freundeskreis Schöppinger Konzerte e.V.".
Die Zusammenarbeit mit den Streichern der Städt. Bühnen Münster hat sich seit einigen Jahren bewährt. Ein besonderes Klangerlebnis dürfen Chormitglieder sowie Besucher auf Grund der diesmal großen Orchesterbesetzung mit Holz- und Blechbläsern erwarten.
Auf dem Programm stehen zwei Werke für Soli, Chor und Orchester. Zum einen wird der 250. Geburtstag des Salzburger Wunderkindes Wolfgang Amadeus Mozart mit der Aufführung eines seiner wunderbaren Kirchenwerke gewürdigt. Zur Aufführung gelangt die Lauretanische Litanei in B-Dur, KV 109. Mozart komponierte diese Marien Litanei im zarten Alter von nur 15 Jahren. Die Lauretanische Litanei, deren Text seit 1587 durch päpstliche Approbation feststand, umfasst ein Kyrie, eine mehrteilige Anrufung Mariens, und zum Abschluss ein Agnus Dei. Stärker als die Messen nähern sich die Litaneien der Tonsprache der zeitgenössischen Oper, ohne dass die Zeitgenossen dies als Stilbruch empfunden hätten. Aufgrund der einfachen Besetzung - der zum Kirchentrio hinzutretende Posaunenchor dient nur der Verstärkung des Chores - ist anzunehmen, dass sie für Marienandachten in der kleinen Hofkapelle von Schloss Mirabell bestimmt war.
Felix Mendelssohn Bartholdy
M und M, so könnte - salopp formuliert - das Motto des Konzertes lauten, stammt das zweite Werk im Programm doch vom Leipziger Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy. Im Jahre 1837, genauer gesagt auf seiner Hochzeitsreise, komponierte Mendelssohn die Psalmenkantate "Wie der Hirsch schreit" nach Psalm 42, opus 42. Im darauf folgenden Jahr, 1838, wurde diese in Leipzig uraufgeführt. Psalmtexte inspirierten den tief religiösen Mendelssohn während seines ganzen Schaffens, und er hinterließ neben A-cappella-Sätzen fünf große Orchesterpsalmen.
Hier entwirft Mendelssohn mit op. 42 ein großartiges und tief empfundenes Bild von der Sehnsucht und Suche nach Gott, die in Trost und Gottvertrauen Erfüllung finden. Zeitgenosse und Freund Robert Schumann bewertet 1837 Psalm 42 als die "höchste Stufe, die er [Mendelssohn] als Kirchenkomponist, ja, die die neuere Kirchenmusik überhaupt erreicht hat".
Mendelssohns Talent stand dem des Wolferl nicht weit nach. Bereits neunjährig hatte er seinen ersten Auftritt als Pianist. Mit 11 Jahren begann er zu komponieren. Damals wie heute nicht das typische Alter für derartige Aktivitäten. Knapp 80 Jahre nach dem Tode Johann Sebastian Bachs, welcher ja ebenfalls in Leipzig gewirkt hatte, führte der 20-jährige Mendelssohn Bachs Matthäus Passion in der Leipziger Thomaskirche erstmals wieder auf, nachdem sie bis dahin einen jahrzehntelangen Dornröschenschlaf gefristet hatte.
Mendelssohn verfügte über eine weit reichende Bildung, kannte Goethe persönlich, unternahm Bildungs-Reisen nach Paris, Wien, München, Venedig, Florenz und bereiste Länder wie England und Schottland. Ab 1835, also im Alter von 26 Jahren, war er Musikdirektor der Gewandhauskonzerte in Leipzig. Weitere Stationen seiner musikalischen Karriere waren die Ernennung zum königlich sächsischen Kapellmeister 1841, Hauskomponist Friedrich Wilhelm des vierten, und im selben Jahr die Ernennung zum Königlich Preußischen Kapellmeister. Im Jahr darauf 1842 Empfang durch Königin Victoria auf seiner siebten Reise nach England. Wiederum ein Jahr später in 1843 die Gründung des ersten deutschen Konservatoriums für Musik in Leipzig. Nur vier Jahre später stirbt er, gerade 38 Jahre alt, am 4. November 1847 in Leipzig. Somit hat er nur 3 Jahre länger gelebt als Mozart.
Neben der Musik von Mozart und Mendelssohn stehen noch eine Arie für Solobass, Trompete (Hoch B) und Streicher aus dem Weihnachtsoratorium von J. S. Bach sowie ein Konzert für Solotrompete und Streicher von Georg Philipp Telemann auf dem etwa einstündigen Programm.
Das Orchester, zum größten Teil aus Mitgliedern des Orchesters der Städt. Bühnen Münster zusammengesetzt, ist diesmal groß besetzt. So erfordert der Mendelssohn Psalm neben den obligatorischen Streichern auch Blech- und Holzbläser.
Als Solotrompeter konnte Reiner Ziesch aus Bochum verpflichtet werden. Er studierte 1990-1997 an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Robert Platt (Berliner Philharmonisches Orchester). Während des Studiums war er Mitglied mehrerer nationaler und internationaler Jugend- und Studentenorchester. Er spielte in der Jungen Deutschen Philharmonie, im Schleswig-Holstein-Festivalorchester sowie im Gustav Mahler Jugendorchester. Sein Praktikum an der Deutschen Oper Berlin und das Stipendiat an der Herbert von Karajan Stiftung des Berliner Philharmonischen Orchesters ließen ihn praxisnahe Erfahrungen auf höchstem künstlerischem Niveau sammeln. Seit 1997 ist Reiner Ziesch Solotrompeter der Bochumer Symphoniker. Neben den Aufgaben im Orchester beschäftigt er sich mit kammermusikalischen und solistischen Tätigkeiten.
Die Pauken wurden mit dem Rüdiger Wolbeck aus Schöppingen besetzt.
Als Gesangssolisten konnten Christa Mangold aus Steinfurt, Sopran, Annika Brönstrup aus Haselünne, Alt, Stephan Allendorf aus Münster, Tenor und Michael Sibbing aus Bochum, Bass, verpflichtet werden.
Annika Brönstrup ist eine junge Nachwuchsaltistin, welche jüngst Preisträgerin in einem Gesangswettbewerb wurde. Die drei weiteren Solisten wirkten bereits mehrfach bei Konzerten und Messaufführungen in St. Brictius mit.