Altes Rathaus, 17.03.2013. Nach langem Ringen um die Erlaubnis des Vaters Friedrich Wieck, konnte Clara Wieck 1840 endlich ihren Robert Schumann heiraten. Bis heute beschäftigt die Liebesgeschichte der beiden Ausnahmemusiker die Biografen und die Kritiker. Rolfrafael Schröer und Monika Leuer-Rose lasen am Sonntagabend im Alten Rathaus aus dem Briefwechsel der beiden Liebenden seit dem ersten Kontakt 1830 bis zur Eheschließung. Dr. Franziska Esser am Klavier interpretierte dazu zahlreiche Kompositionen von Robert Schumann, die er während der Brautwerbung verfasst hatte. Veranstalter der Konzertlesung waren der Freundeskreis Schöppinger Konzerte und das aktuelle forum VHS.

 

Clara Wieck wurde von ihrem Vater zu einer höchst erfolgreichen Pianistin geformt. Auch Robert Schumann war für zwei Monate Schüler von Wieck und Gast in seinem Hause. Damals war Clara elf und Robert 20 Jahre alt. Sein Interesse war geweckt, doch verliebt hat er sich erst drei Jahre später in das junge Mädchen. Claras Vater tat alles, um die aufkeimende Liebe zu unterbinden. Er nahm ihr die Tinte und das Papier weg, verbot jeglichen Kontakt zwischen den beiden und schickte seine Tochter auf Konzertreisen.

Der Briefwechsel, der mit vielen Tricks in reduzierter Form möglich war, und die Kompositionen von Schumann in dieser Zeit des Wartens und des Hoffens auf die Erfüllung seiner Liebe zu Clara gehören mit zu den schönsten Zeugnissen der Romantik.

Schumann bezeichnete den Briefwechsel als „geistiges Sehen und Treffen“, während Clara deutliche Ängste in Bezug auf ihren sehr strengen Vater entwickelte. Die Musik Schumanns spiegelt die wechselnde Gefühlslage wieder. Die Arabeske op.18 zählt zu den schönsten Stücken aus dieser Zeit. Schumann offenbart nicht nur hier seine ganze Gefühlswelt der unerlaubten Liebe. Auch in den Fantasiestücken op.12 ist das Drängen zur Erfüllung der Liebe und die Verzweiflung über das schier Unmögliche des jungen Mannes spürbar.

Dennoch verlobten sich die beiden am 14. August 1837 heimlich. Clara teilte das ihrem Vater einen Monat später auf ihrem 18. Geburtstag mit. Dieser lehnte das vollkommen ab und schickte Clara auf eine siebenmonatige Konzertreise. „Mit Gefühl ist vollends nichts anzufangen bei Ihrem Vater“, schrieb Schumann an seine Clara.

1838 komponierte Schumann die 13-teilige Klavierfolge „Kinderszenen op. 15“, die den zweiten Teil der Konzertlesung musikalisch bestimmte. Schumann reagierte auf Claras Bemerkung, dass er manchmal wie ein Kind sei. Die Kindheit mit allen Träumereien, Ängsten, Gefühlen war ein zentrales Thema der gesamten Romantik, mit dem Schumann in Klavierstücken Maßstäbe setzte. Letztlich setzte er mit seinem Brautwerben ebenfalls Maßstäbe. Nach einem gerichtlichen Beschluss, den Clara angestrengt hatte, konnten beide am 12. September 1840 endlich heiraten.

Begeistert kommentierten die Besucher das Eintauchen in die berühmte Liebesgeschichte des 19. Jahrhunderts mit reichlich Beifall.

(Quelle: Westfälische Nachrichten, 19.3.2013, Elvira Meisel-Kemper)