St. Brictius, 23.09.2012. Vielleicht liegt es daran, dass geistliche Chormusik gemeinhin als steif, von tiefem Ernst getragen und eher düster angesehen wird: Kaum 50 Zuhörer hatten sich zum Chorkonzert der „Westfälischen Kammersolisten“ in die Schöppinger St.-Brictius-Kirche eingefunden. Dabei gab es vor der schönen Kulisse des Flügelaltars eine so abwechslungsreiche wie harmonische, rund einstündige Hymne an die Frohe Botschaft.
Chorleiter Markus Lehnert hatte mit seinen Sängern ein Programm zusammengestellt, das in chronologischer Reihenfolge einen Streifzug durch rund 200 Jahre geistliche Musik vollzog und dabei den Fokus eindeutig auf das „froh“ in der Frohen Botschaft legte.
Mal kraftvoll, mal von einem zärtlichen, warmen Grundton getragen, interpretierten die sieben Sängerinnen und sieben Sänger, die sämtlich auch als Solisten auftreten, Bachs Motette „Jesu, meine Freude“.
Jeweils im Wechsel mit Lehnert an der herrlichen Ott-Orgel präsentierten die „Westfälischen Kammersolisten“ einen Einblick in die Bandbreite des Bach’schen Werkes, das mit dem Finale aus der Matthäuspassion in der Bearbeitung für Orgel von Charles-Marie Widor einen kleinen Höhepunkt bot.
Im zweiten Teil blieben Lehnert die wiederholten Gänge auf die Orgelempore erspart. Mit „Come my soul“ erklangen sanfte, getragene Töne, die in ihrer Klarheit umso schöner wirkten. Hier erwies sich auch die gute Akustik von St. Brictius als der wahrhaft geeignete Raum für ein Konzert dieser Güte.
Auch Moritz Hauptmanns „Meine Seel’ ist stille zu Gott“ trug den Zauber der schönen Stimmung weiter. Spätestens bei Charles Villiers Stanfords „Justorum animae“ war das Publikum im Bann der „frohen“ Botschaft. Sodass Haydns Abendlied zu Gott als Ausklang des Guten zu wenig war. Mit Bachs „Jesu bleibet meine Freude“ als Zugabe setzten die „Westfälischen Kammersolisten“ noch einmal den Akzent auf den Grundtenor der Botschaft, die am Sonntagabend leider nur zu wenige hörten.
(Quelle: Westfälische Nachrichten v. 25.09.2012, Christiane Nitsche)