St. Brictius, 31.10.2010. Die St. Brictius Kirche war am Sonntag Veranstaltungsort eines einzigartigen Orgelkonzertes. Rudolf Innig aus Coesfeld erfreute die Zuhörer bereits zum sechsten Mal mit seiner begeisternden Kunst. Pastor Böcker führte die Zuhörer zunächst in die ersten Werke fachgerecht ein. Zu Beginn erklangen Felix Mendelssohns Sechs Orgelsonaten op.65, die 1845 gleichzeitig in vier namhaften europäischen Musikverlagen veröffentlicht wurden. Dieser publizistische Paukenschlag zeigt Mendelssohn als Star der europäischen Musikszene. Die f-moll-Sonate lässt deutliche Referenzen an das große Vorbild Sohann Sebastian Bach erkennen – ein Rezitativ der Matthäuspassion lieferte die Formidee des ersten Satzes.
Zeitgleich entstanden Robert Schumanns Vier Skizzen op. 58, der zweite Programmteil des Abends. Sie wurden ursprünglich für den sogenannten Pedalflügel, ein Klavierinstrument mit ausgebautem Pedal, geschrieben, aber schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der Orgel interpretiert.
Die Werke des dritten Programmpunktes des Abends entstanden fast ein Jahrhundert später. Der in Deutschland noch rel. wenig bekannte polnische Komponist, Organist und Dirigent Felix Nowowiejski (1877-1946) schrieb zwischen 1938 und 1941 vier Orgel-Solokonzerte, in denen er Eindrücke der Besatzung Polens verarbeitete. Herr Innig, der über gute Kontakte zur polnischen Nowowiejski- Gesellschaft und zu dessen Familie pflegt, verstand es, den begeisterten Zuhörern das Schaffen des Künstlers kompetent und verständlich näher zu bringen. Dies trug nicht unerheblich zum Gelingen dieses Abends bei, so dass auch eine Zugabe gefordert wurde.
Rudolf Innig studierte Orgel und Klavier, Kirche- und Schulmusik sowie Musikwissensachaft in Detmold, Köln und Paris. Zu seinen Lehrern zählen Gaston Litaize Michael Schneider (Orgel), Hans Martin Theopold und Friedrich Wilhelm Schnurr (Klavier) sowie Arno Forchert (Musikwissenschaft). Er war Stipendiat der „Studienstiftung des Deutschen Volkes“ und Preisträger verschiedener Wettbewerbe im Fach Orgel. Konzerte, Vorträge und Rundfunkaufnahmen führten ihn in fast alle Länder Europas, nach Nordamerika, Russland, Japan und Korea. Seine zahlreichen CD-Einspielungen wurden mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet. Rudolf Innig ist langjähriger Leiter der Musikschule Coesfeld und Organist an der evangelischen Marktkirche Coesfeld.