St. Brictius, 5.9.2010. "Psalmen, Gesänge der Bibel. Jahrtausendealte Gesänge - neu interpretiert", so lautete der Titel eines eher ungewöhnlichen Konzerts, das am Sonntag abend rund 30 Zuhörer in die St. Brictius Kirche lockte. Heide Bertram, Sopranistin aus Steinfurt, und Brigitte Langnickel-Köhler, Harfenistin, waren die Interpretinnen dieses wunderbaren Konzertabends.
Neben Psamenvertonungen von A. Dvorak und A. Mudarra, welche von den Künstlerinnen mit guter Technik und viel sensiblem Ausdruck interpretiert wurden, nahmen den Hauptteil des Programms tatsächlich die sehr ausdrucksstarken freien Improvisationen der Sopranistin und die darauffolgenden spannend skizzierten Improvisationen der Harfinistin ein.
Zunächst sprach Bertram über die Bedeutung der Psalmen: aus zeitgenössischer Sicht uralte biblische Lieder. Über die Jahrtausende haben sie nichts an Aktualität eingebüßt, so die Solistin. Die unterschiedlichen Charaktere der Psalmen berücksichtigend, sang sie mal frohlockend, klagend, zagend und trauernd. Viele menschliche Stimmungen leuchteten auf und wurden vertrauensvoll vor Gott getragen. Das Publikum spürte hier die Erfahrung der Sopranistin mit freier Improvisation über Texte und ihre ausgefeilte Gesangstechnik. Nie wirkte sie unsicher, immer konnte sie sich auf ihre Stimme voll und ganz verlassen.
Die Konzertnbesucher durften zudem zum Teil sicher überrascht erleben, welche Spielmöglichkeiten eine Harfe bietet: Mal virtuos zupfend, mal klagend mit einem Bogen streichend, mal auf den Rahmen klopfend, hauchte Langnickel-Köhler den ausgewählten fünf Psalmen viel Leben ein. Die hervorragende Akustik der katholischen Pfarrkirche trug auch die im feinsten Piano gespielten Töne noch wunderbar transparent und deutlich zu den Zuhörern hinüber.
So war dieses Konzert letztlich mehr als ein Konzert: ein Glaubenszeugnis, eine Predigt in Tönen, eine Brücke.
(Quelle: Wetsfälische Nachrichten, 8.9.2010)
(Foto: Fotografen Feldhaus, Schöppingen)