St. Brictius, 29.08.2009. Die Musik beginnt im Rücken des Publikums und schreitet
langsam nach vorne. Die Klarinettistin Tara Bouman und der Trompeter Markus
Stockhausen beginnen kirchentonal, fast erinnert ihr Spiel an eine mittelalterliche
Pavane. Doch als sie den Altarraum des Seitenschiffes von St. Brictius erreicht haben,
ist der Tonraum erheblich erweitert worden, ist das Stück bei moderner Improvisation angekommen.

Intuitive Musik, so der Name für die Musiksprache des Duos, ist zeitgenössisch
und archaisch zugleich. Ohne dass die Musik einem bestimmten Ritual zugeordnet
ist, wirkt sie rituell und spirituell. Dies wird auch durch die Verwendung der
Tempelinstrumente Gong und hängendes Becken unterstrichen, die zu den diversen
Trompeten- und Klarinetteninstrumenten hinzutreten.

Die lockere Virtuosität und die schlafwandlerisch sichere Eingespieltheit
des Paares Bouman / Stockhausen sind beeindruckend und führen zu verblüffenden
Effekten: dass etwa das sonst eher weiche Bassetthorn in tiefer Lage insistiert,
während die Trompete luftig wie eine Sopranflöte darüber improvisiert.

Was den Abend, zu dem Kirchengemeinde und aktuelles forum, Volkshochschule
eingeladen hatten, besonders auszeichnet, ist, dass jeder Klang seine Zeit hat.
Die Musiker spüren genau, wann ein neues Element hinzutreten soll, wann ein
Bogen zu Ende ist und ein neuer anfängt. Der Grundpuls ist viel ruhiger
als die Ereignisdichte, die uns alltäglich umgibt.

Durch Musik verloren gegangene Harmonie und Ganzheit wieder her zu stellen
ist das erklärte Ziel von Stockhausen und Bouman. Dieser Gedanke springt über
auf die kleine Zuhörerschaft, gerade in diesen Tagen, gerade in Schöppingen.

 

 

(Quelle: Westfälische Nachrichten, 01.09.2009)