Altes Rathaus, 15.03.2009. Zigeuner und Musik gehören zusammen wie die Tasten zum Klavier.Und so wie das Instrument ohne die schwarz-weißen Anschlagskörper nicht funktioniert,so wäre die Geschichte der Sinti, Roma und ihrer verwandten Völker ohne die sie stets begleitenden Tänze und Weisen undenkbar. Wie stark der Einfluss der mit der Völkerwanderung von Asien her über den Balkan bis Südspanien ziehenden Nomaden auch auf die europäische Musik war und ist, davon konnten sich die Besucher des Alten Rathauses am SoMilander Quartett in Aktionnntagabend ein Bild machen. Dort gastierte das Milander Quartett mit „Zigeunermotiven in der Klassik“.

Furios, mit den Ungarischen Tänzen Nr. 5 und Nr. 2 von Johannes Brahms, von denen zumindest der erste bereits Ohrwurmqualitäten hat, begann die Reise mit scheinbar tänzerischer Leichtigkeit, um in Joseph Haydns „Zigeunertrio“ leisere, sanftere Töne anzuschlagen. Hier bewies unter anderem Cellist Rupert Buchner viel Gefühl, als er seinem Instrument im zweiten Satz reichlich Wärme entlockte. Auch das Wechselspiel zwischen Klavier (Milana Chernyavska) und Violine (Gabriel Adorján) gelang ohne Härten und Kanten. Das Trio war sichtlich gut aufeinander eingestimmt.

Statt des angekündigten Zigeuner-Lieds von Antonin Dvorák überraschten Chernyavska und Adorján dann mit einem Duo: Maurice Ravels „Zigane“ bot alle musikalischen Motive, die das Bild des Zigeuners immer wieder gerne bemüht. Vom wilden Ritt auf durch die Puszta über die Reise mit dem Ponywagen bis hin zum gefühlvollen Bekenntnis großer Leidenschaft erschufen die beiden eine Szenerie vor den geistigen Augen ihrer Zuhörer, die zu wahren Begeisterungsstürmen der leider mit rund 30 Gästen nur mäßig besetzten Reihen Anlass boten.

Mit Franz Liszts Ungarischer Rhapsodie Nr. 2 für Klavier schloss sich der Bogen vor der Pause wieder in den Weiten der südosteuropäischen Steppe, um danach mit Johannes Brahms lavierquartett g-Moll op. 25 nochmals alle zuvor angeklungenen Stimmungen und Bilder n einer musikalischen, zuweilen beinahe lautmalerischen Reise zu vereinen.

Fulminanter Schlusspunkt am Ende eines wirklich großartigen Konzerts war die Zugabe: Der mit arabischen Motiven garnierte „Spanische Tanz“ von Miroslav Skorek, einem hierzulande bis dato nur wenig bekannten Komponisten. Dass es dies zu ändern gilt, bewies das Milander Quartett. Und mehr noch: Alexander Moshnenko, neben Chernyavska eine der Säulen des Quartetts, funktionierte seine Viola kurzerhand zur Gitarre um, womit auch die Instrumentierung schließlich am Ende der Zigeunerwanderung, nämlich in Spanien, angekommen war.

Quelle (Text und Foto): Christiane Nitsche, Westfälische Nachrichten, 17.03.2009