Altes Rathaus, 1.2.2009. Klein, aber fein. Im Vortragssaal des Alten Rathauses, mit einer fantastischen Akustik ausgestattet, können die Zuhörer hautnah Kammermusik erleben und einen außerordentlichen Klanggenuss erfahren. Es gelingt den Veranstaltern immer wieder, international renommierte Künstler zu verpflichten.

Ein gern gesehener Gast ist stets Claudius Tanski, Professor für Klavier am Salzburger Mozarteum. Gern tritt er im Duo mit einem seiner Kinder auf. War in früheren Jahren Sohn Adrian (Klavier) zu hören, so bildete er dieses Mal mit Tochter Elena (Violine) das Familien Duo.

Klassisch-spätromantisch das Programm, zu dem Claudius Tanski kocker vorgetragene Erläuterungen gab. Hellauf begeistert war er vom Flügel einem wahren Klangwunder. Wie kann es anders sein? Wenn man am Mozarteum tätig ist, gehört dem Namensgeber der Musikhochschule das erste Stück. Klanglich wohltuend und bedeutungsschhwer begann die d-moll-Fantasie KV 397, Claudius Tanski hielt die Balance zwischen grübelnder Tiefe und nervöser Unruhe und setzte im abschließenden Dur-Teil leichte, aufmunternde Akzente.

Franz Schuberts Klavierstücke D946 sind leider sehr selten zu hören. Es sind Perlen romantischer Kunst. Hochvirtuos, was man bei Schubert ja kaum vermutet, bot Tanski die ersten beiden (es-moll, Es-Dur) einerseits als technische Bravournummer, fand aber auch in den lyrisch ausgeprägten Teilen den Schubertschen Ton.

Wenn alle in der Familie Klavier spielen, muss einer ausscheren. Tochter Elena (geb. 1992) hatte sich von Beginn an für die Geige als Instrument entschieden. Elena Tanski spielt auf einem Instrument aus dem Jahr 1714, aus der französischen Geigenbautradition stammend. Mit dem 2. Satz aus dem Violinkonzert A-Dur HV 219 von W.A. Mozart gab Elena Tanski ihre Visitenkarte ab. Gefühlsbetonter, sonorer Klang, makellos und elegant, Instrument und Spiel führten die Zuhörer an den "Rand des Paradieses". Camille Saint-Saens bekannte Havanaise für Violine und Klavier bescherte französische Kammermusik, spätromantisch mit einem Hauch morbiden Balladentons.

Volltönend das "Petrarca-Sonett" Nr. 104 von Franz Liszt, mit dem Claudius Tanski den zweiten Teil eröffnete, gefolgt von der Rigoletto-Paraphrase, im tonträgerlosen Zeitalter eine beliebte Methode, Werke populär zu machen. Sie wurden überzeugend dargeboten mit unbändiger Gestaltungsmacht, mit donnerndem Fortissimo und stark aufwühlendem Pianissimo. Mit bewundernswerter Fingerfertigkeit wurden die schwierigsten Stücke der Klavierlieratur beseelt.

Die Violinsonate op. 12/1 von Ludwig van Beethoven gestaltete Elena Tanski in einer vitalen und begerrschten Interpretation. In den Variationen des zweiten Satzes wurde besonders Vielseitigkeit in Ausdruck und Klang deutlich. Spielerisch konzertanter Kehraus im Schluss-Rondo.

Ein virtuoses Kabinettstückchen als Abschluss: die Zigeunerweisen op.20 von Pablo de Sarasate. Früher oft als musikalische Touristen-Folklore abgetan, haben sie sich heute längst den Konzertsaal erobert. Kein Geiger kann auf sie verzichten. Gespickt mit technischen Schwierigkeiten, kann der Solist brillieren. Und das tat denn Elena Tanski auch, hier erzeugte sie endgültig Herzklopfen bei den Zuhörern, die so nah wie selten am Geschehen saßen und all die technischen Kabinettstückchen auf Augenhöhe mitverfolgen konnten.

Ein lang anhaltender Schlussapplaus, mit dem Wunsch nach mehr, war da nur konsequent.

Erhard Hundorf, Westfälische Nachrichten vom 3.02.2009