St. Brictius, 21.09.2008. Irgendwie merkt man dem „Dettinger Te Deum“ den Grund seiner Komposition an. Der „Victoria“-Ruf der Engländer und Bundesgenossen (anlässlich des Sieges gegen die Franzosen bei Dettingen), scheint seine musikalische Fortführung in der Komposition Händels zu finden. Das Stück ist durchdrungen voImagen einer freudig-erregten Stimmung, die sie immer wieder in triumphierenden (Trompeten-) Signalen manifestiert.

 

Der Kirchenchor, die Solisten und die Musiker der Städtischen Bühnen Münster harmonierten sehr gut miteinander. 460 Besucher lauschten in der St.-Brictius-Kirche dem Dettinger Te Deum.

Doch ist diese Stimmung kein Selbstzweck: „Dich, Gott, loben wir“ – das ist schließlich die Bedeutung des „Te Deum“ (laudamus). Und der Sieg war für den englischen König Georg II. als Auftraggeber der Komposition sicherlich ein guter Grund, den Herrn durch das Werk Händels lobpreisen zu lassen.

Die Aufführung des „Te Deum“ verlangt in weiten Teilen eine gewaltige stimmliche Klangfülle. Der Chor von St. Brictius Schöppingen bringt diese Voraussetzung mit. Gut austariert in den Stimmen, setzten die Sängerinnen und Sänger am Sonntagabend in der Brictius-Kirche die Vorgaben Händels um. Straffes Tempo, fünfstimmiger Satz, Fugen – das Stück ist ein Höhepunkt der barocken Musik und schöpft stilistisch aus dem Vollen.

Flüssige Bewegung im Gleichklang mit den Musikern des Orchesters der Städtischen Bühnen Münster zeichnete die Aufführung aus. Gemeinsam entfalteten die Mitwirkenden die ganze Pracht musikalischer barocker Hochkultur, wobei sie die Besonderheiten des Werks ausgezeichnet umsetzten. Wunderbar, wie sie der Zeile „Vater unermesslicher Herrlichkeit“ Gewicht gaben. Sehr schön kristallisierten sie auch die „Schrecksekunde“ heraus, die Generalpause in der 13. Partie. Winzige Unebenheiten fielen angesichts der tollen Gesamtleistung nicht ins Gewicht.


Aus den Reihen des Chors stammten die Solistinnen Petra Kappelhoff-Wöstmann (Sopran) und Margret Hölscher (Alt). Stimmen, die sich neben denen ihrer männlichen Mit-Vokalisten Dirk Paulsen (Tenor) und Stefan Drees (Bass) sehr wohl hören lassen konnten. Hölschers ungekünstelter Alt und Kappelhoff-Wöstmanns klarer Sopran fielen positiv auf.


Eine Perle innerhalb des musikalischen Schmuckstücks stellt das Trio „Du sitzest zu der Rechten des Herrn . . .“ dar. Ohne Sopranstimmen und ohne jeglichen pompösen Glanz, ist diese Passage ein musikalischer Kontrapunkt zum ansonsten vorherrschenden Charakter des Te Deum. Er stellt einen Moment des Innehaltens und der Demut dar. Danach entfaltete sich wieder der mitreißende Tutti-Klang. Das Te Deum endet mit einem eher besinnlichen Epilog.


Mit stehendem Applaus dankten die 460 Besucher den Mitwirkenden. Und es ertönte noch einmal der erste Satz aus Vivaldis Concerto für zwei Trompeten, das den Abend eröffnet hatte. Peter Mönkediek und Peter Roth glänzten als Solisten. Martin Borck


WN, 23.09.08