St. Brictius, 28.10.2007. Im letzten Konzert ihres Jubiläumsjahres entfachte Prof. Frantisek Vanicek am Sonntagabend nochmals die ganze Klangpracht der Ott-Orgel in der St. Brictius-Kirche. Die Freunde der Orgel – mittlerweile ein fester Stamm konstanter Besucher– erlebten eine anspruchsvolle Darbietung, die durch Präzision im Spiel und eine überzeugende Registrierung des königlichen Instruments bestach. Sein Schöppinger Konzert widmete Vanicek an diesem Abend dem Komponisten Peter Eben aus Tschechien, der am Mittwoch vergangener Woche verstarb und den er für den bedeutendsten Orgelkomponisten seines Heimatlandes hält.

Wie ein Vorspiel nahmen sich die ersten drei Programmbeiträge aus, die Vanicek ausgewählt hatte, bestanden sie doch aus den drei bekannten barocken Komponisten Buxtehude, Bruhns und Bach. Mit den vier zeitgenössischen Orgelkomponisten im zweiten Teil seines Konzerts verwöhnte er die Zuhörer, die von den teils ungewohnten Klängen pentatonischer Disharmonien sich nicht schocken ließen.

Vanicek hatte zunächst den virtuosen französischen Orgelkomponisten Jean Langlais mit dem „Prelude dans le Style ancien“ gewählt. Langlais, 1991 verstorben, wäre in 2007 100 Jahre alt geworden. Das Prelude schaffte durch seine barock anmutenden Läufe einen harmonischen Übergang von der älteren zur modernen Orgelmusik. Als zweiten Zeitgenossen präsentierte Vanicek den kanadischen Komponisten Denis Bedard mit einem Prelude, das der Ott-Orgel das Höchste abverlangte.

Mit der Kleinen Chorpartita über „O, Jesu, all mein Leben bist Du“ von Peter Eben erklang eine bekannte Melodie in der Kirche, die der Komponist in moderner Form variierte. Wie ein Glaubensbekenntnis erbrauste zu Beginn des Stücks im Fortissimo das sich wiederholende Thema, das in das Cantabile des Kirchenliedes mündete.

Im letzten Stück aus der Feder des 1932 in Prag geborenen Komponisten Jiri Strejc steigerte Vanicek die Ott-Orgel auf ihr volles Volumen und setzte damit den Schlussakkord, der noch lange in der dreischiffigen Kirche nachhallte. Mit lang anhaltendem Beifall dankte das Publikum dem ausgezeichneten Orgelspieler, der seinerseits sich mit zwei Zugaben revanchierte. Zuerst ließ er die Fanfare des belgischen Komponisten Jacques Lemmens ertönen und brachte als zweite Zugabe den zweiten Satz aus der Symphonie aus der Neuen Welt von Antonin Dvorak, der einen sanften Ausklang des anspruchsvollen Konzerts darstellte.

Alfons Körbel
WN 31.10.2007