St. Brictius, 09.10.2015. Musik ist ein Hinweis auf die Schönheit von Gottes Schöpfung, meinte Pastor em. Wolfgang Böcker. Und - so ergänzte Maria Niehoff - ein Kulturgut, das es wert ist, gefördert zu werden. Beide Aspekte finden im Wirken des Freundeskreises Schöppinger Konzerte, deren Vorsitzende Niehoff ist, ihren Ausdruck. Wobei das eine vom anderen oft gar nicht zu trennen ist. Wie sich auch am Freitagabend beim Jubiläumskonzert des Freundeskreises in der Brictiuskirche erwies.

 

Johann Sebastian Bach steht wie kaum ein anderer Komponist dafür, "in Musik gefasste Verkündigung" geschrieben zu haben. Mit seiner Kantate "Jauchzet Gott in allen Landen" begann das Konzert. Evelyn Ziegler (Sopran) und Peter Mönkediek (Trompete) setzten die Akzente. Eine hohe Herausforderung an beider Können. Denn wie schnell droht doch eine - wenn auch jubilierende - Einzelstimme im Duett mit dem ebenfalls jubilierenden Blasinstrument ins Hintertreffen zu geraten. Sängerin und Trompeter fanden sich jedoch in einer gelungenen Balance. 

Auch in den hohen Lagen strahlte Zieglers Stimme Sicherheit aus. Wohlklang und der Inhalt der religiösen Lyrik bildeten eine Einheit. Mönkediek ließ sein Instrument virtuos brillieren. Einen schönen Kontrast zu den funkelnden Duetten bildete die Aria "Höchster, mache deine Güte alle Morgen neu", in der die sich ruhig bewegende Begleitung durch Streicher und Cembalo die instrumentale Fassung für die Sopranstimme boten. Das "Alleluja" nahm den festlich-sprühenden Chrakter der Anfangsaria wieder auf.

Mozarts Motette "Exsultate jubilate" (, die schon beim allerersten vom Freundeskreis veranstalteten Konzert erklungen war) fand ebenfalls in Ziegler eine herausragende Interpretin. Mit ihrem Gesang - fließend, natürlich und ausdrucksstark - nahm sie die Zuhörer mit in den Mozart'schen Klangkosmos. Den hell strahlenden Stern stellte das feierlich-erhebende "Alleluja" der Motette dar.

Anfangs etwas forsch agierte Markus Lehnert beim Concerto a-Moll von Bach. Er ließ die frisch renovierte Ott-Orgel danach wie ein ganzes Barock-Orchester klingen.

Barockes Flair eher weltlicher Art verbreitete die Sonata in D-Dur vin Giuseppe Torelli. Dieses Werk, und somit auch Mönkedieks Trompetenklang, wirkte geerdeter, ein Tick pompöser als die himmelstrebenden Werke von Bach und Mozart.

Händels Werke beeindrucken häufig durch die Entfaltung prachtvoller musikalischer Effekte. In der Arie "Let the bright Seraphim" aus dem Oratorium "Samson" sind es Sopranistin und Trompeter, die sich - die musikalischen Motive gegenseitig imitierend - in einem virtuosen Duett in glanzvolle Höhen schrauben. Getoppt wurde dieses Beispiel typisch Händel'scher Üppigkeit durch die Zugabe "Eternal Source of Light Devine": eine in Musik gegossene Jubel-Ode an die englische Königin Anne.

Noten dieser Komposition waren an dem Abend an den Turm der Brictiuskirche projeziert worden. Auch das Inneres des Kirchenraums hatte Künstlerdorf-Stipendiatin Nikola Dicke in ein anderes Licht gerückt. Motive aus den Kirchengemälden, Textfragmente und Verzierungen aus Licht schmückten die Kirche, in der an diesem Abend also nicht nur dem Ohr, sondern auch dem Auge etwas Besonderes geboten wurde.

Vor Beginn des Konzerte hatten Böcker und Niehoff an die Anfänge des Freundeskreises und die von ihm veranstalteten Konzerte erinnert, die auf die von Dr. Claus Urban organisierten Auftritte der Euregio-Konzertgesellschaft in den 80'er Jahren zurückgehen. Die damals schon praktizierte Kooperation von Kirchengemeinde und Volkshochschule spiegelt sich bis heute in der Arbeit des Freundeskreises wider.

Das der Freundeskreis (finanzielle) Unterstützung von vielen Seiten erhält, wurde mehrfach anerkennend angemerkt. Vor allem das Engagement der Bürgerstiftung hoben Böcker und Niehoff hervor. Die hatte den Steinway-Flügel für das Alte Rathaus gespendet, der für die dort angebotenen Konzerte verwendet wird.

(Quelle: Text: Westfälische Nachrichten v. 12.10.2015, Martin Borck, Foto: Freundeskreis)