Altes Rathaus 14.03.2015.

Johannes Friedemann Knoll gibt sich bei seinen Konzerten gerne wie der junge Beethoven: Mit eleganter Weste, langem, krausen Haar und selbstbewusster Haltung betrat er auch am Samstagabend den Konzertsaal im ersten Stock des Alten Rathauses. Die Wiener Klassik – und ganz besonders Beethoven – scheint es ihm tatsächlich sehr angetan zu haben. Denn auch das Programm des Klavierabends beinhaltete vorwiegend Werke aus dieser Zeit.

 

Die erste Konzerthälfte widmete Johannes Friedemann Knoll voll und ganz der Wiener Klassik. Mit Ludwig van Beethovens emotionaler „Mondscheinsonate“ und ihrem weltberühmten Adagio-Thema zog der Pianist sein Publikum von Anfang an in seinen musikalischen Bann. Und auch die beiden anderen Sätze der Sonate interpretierte Friedemann Knoll besonders gefühlvoll und energiegeladen.

Etwas weniger pathetisch aber dafür umso frischer und spritziger zeigte sich das anschließende Werk, ebenfalls eine Sonate, von Wolfgang Amadeus Mozart. Der Solist konnte auf diese Art und Weise etwas Abwechslung in den Klavierabend bringen, der von Natur aus schnell Gefahr läuft, langweilig und eintönig zu werden.

Auch das erste Stück der zweiten Hälfte profitierte wieder von einer solchen Lebhaftigkeit: Bei Frédéric Chopins „Scherzo Nr. 1“ handelt es sich nämlich, wie der Name es schon vermuten lässt, um eine Art Scherz. Das verlieh dem Klavierabend ein klein wenig Witz- zumindest auf musikalischer Seite, denn ansonsten zeigte sich Johannes Friedemann Knoll wortkarg.

Mit ungleich ausdrucksvollerer Mimik spielte er im Anschluss die drei „Liebesträume“ des österreichisch-ungarischen Klaviervirtuosen Franz Liszt. Diese drei Nocturnen mit den Titeln „Hohe Liebe“, „Seliger Tod“ und „Lieb, solang du lieben kannst“ gehören zu den bekanntesten und meistgespielten Stücken der romantischen Klavierliteratur.

Den Abschluss seines Klavierabends bestritt Friedemann Knoll mit Enrique Granados’ virtuosem Klavierwerk „Allegro de Concierto“, das an die zuvor gehörte Liszt’sche Virtuosität anknüpft und mit rasanten Läufen über die ganze Klaviatur begeistert.

Für seine emotionalen Interpretationen und sein technisches Können erntete der Solist am Ende auch großen Applaus. Immer wieder lief er mit einem großen Ausfallschritt zurück auf die Bühne, um sich zu verbeugen und den Beifall entgegen zu nehmen.

(Quelle: Westfälische Nachrichten, Yannick Dietrich 16.03.2015)