St. Brictius, 24.10.2014.  Schlagzeug und Orgel – Instrumente, denen ihr Ruf oft voraus eilt: Sie seien laut und brachial, so sagt man. Zugegeben, eine Kombination aus beiden ist aus akustischen Gründen schwer vorstellbar. Wie sollen ein Kircheninstrument und ein Schlagzeug, das sonst bei Metallica und Co. das Tempo angibt, zusammenpassen? Die Antwort: Einfach genial! Winfried Müller, Organist in der Münsteraner Gemeinde St. Joseph und Schlagzeuger Rüdiger Wolbeck, Schöppinger Lokalmatador, erbrachten am Freitagabend den eindrucksvollen Beweis in der Brictiuskirche.

 

Den Anfang des gemeinsamen Konzertes bestritt Winfried Müller mit dem festlichen „Grand Chœur Dialogué“ an der Ott-Orgel. Von den höchsten Flötenklängen bis hin zu den tiefsten Bässen demonstrierter er dabei gleich zu Beginn, was das 30 Jahre alte Instrument zu bieten hat. Übertroffen wurde das nur noch von Johann Sebastian Bachs legendärer „Toccata und Fuge in d-moll“, mit der Winfried Müller jenen majestätischen Klang in die Kirche brachte, für den die Orgel bekannt ist.

Die Instrumente von Rüdiger Wolbeck – insgesamt hatte der Schöppinger gleich drei Drum-Sets mit im Gepäck – sind zwar lange nicht so alt wie die Orgel, aber auch sie bieten dem Profimusiker eine unglaubliche Bandbreite an Möglichkeiten. Was zum Beispiel mit einer einzigen kleinen Trommel machbar ist, zeigte Wolbeck in seinem Solo „Buitelingen“, zu deutsch Purzelbaum. „Stellen Sie sich einfach vor, jemand rollt den Schöppinger Berg herunter“, beschrieb der Schlagzeuger das Stück passend.

Danach setzte sich Rüdiger Wolbeck hinter eines der drei Schlagzeuge und legte langsam mit einem improvisierten Solo los. Angefangen mit leisen Blues-, Bebop- und Swing-Rhythmen wechselte er nach einer Weile ohne Unterbrechung von einem Schlagzeug zum nächsten. Dort ging es dann so richtig zur Sache: Mit Funk-, Disco- und Rock-Rhythmen in atemberaubender Geschwindigkeit brachte er den massiven Steinboden der Kirche zum beben und das Publikum zum achtungsvollen Lächeln.

Den absoluten Höhepunkt des Konzerts bewahrten sich die Musiker, die schon lange an gemeinsamen Projekten arbeiten, aber bis zum Schluss auf. Noch während Rüdiger Wolbeck den Applaus für sein Solo entgegennahm, startete Winfried Müller mit einer Improvisation des Chorals „Ave, Maria Stella“.

Auf der Orgelbühne angekommen, stieg Wolbeck mit heißen Jazz- und Latin-Rhythmen ein. Es folgte eine einzigartige Impro-Session, bei der beide Musiker im wahrsten Sinne des Wortes alle Register zogen: „Blue Notes“ auf der Kirchenorgel und dazu Jazzrhythmen vom Schlagzeug-Profi überzeugten endgültig von der Kombination der beiden Instrumente.

(Quelle Text und Bild: Westfälische Nachrichten, 27.10.2014, Yannik Dietrich)