Altes Rathaus, 09.06.2013. Opern und Operetten zelebrierten Solisten und Chöre beim Freiluftkonzert am Sonntagabend am Alten Rathaus: ein Abend voller Humor, Liebe und Tragik.

Szene aus KonzertEs ist ein furioses Finale: Die Sänger stehen in festlicher Robe gemeinsam auf der Bühne, die Gläser klingen, der Sekt fließt, es wird geschunkelt und getanzt. „Die Majestät wird anerkannt rings im Land, jubelnd wird Champagner der Erste sie genannt“, singen die Solisten – Verse aus der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauß. „Stoßt an!“, feuert der Chor stimmgewaltig an.

Es ist längst dunkel geworden auf dem Platz am Alten Rathaus in Schöppingen – und ganz schön kühl. Doch Gänsehaut gibt’s an diesem Sonntagabend beim Opern-Open-Air nicht nur wegen der Temperaturen, sondern vor allem wegen der überwältigenden Leistung der Akteure. Bis zur letzten Minute verfolgt das Publikum gebannt das Geschehen auf der Bühne.

 

Und das dauert immerhin gut zweieinhalb Stunden. Im ersten Teil präsentieren der Kirchenchor an St. Brictius, der Männerchor „Liederhort“ Sudmühle sowie die acht Solisten der Gesangsklasse von Ludger Breimann aus Münster Auszüge aus verschiedenen Opern von der „Zauberflöte“ bis zu „Carmen“. Dank einer klugen Dramaturgie ergeben sie eine schlüssige Geschichte.

Da geht es zum Beispiel um tragische Liebe, um Eifersucht und Betrug, um falsche Versprechen und dunkle Stunden. Und das zumeist auf Italienisch. Doch die Solisten können nicht nur singen, sondern auch schauspielern – sie hatten mit Regisseurin Dorothea Geipel die Darstellung eingeübt – und machen so das Geschehen für jedermann verständlich.

Grandioser Höhepunkt vor der Pause: der Gefangenenchor aus „Nabucco“. In grauen Kutten singen die Frauen und Männer „Va pensiero“. Selbst die ganz leisen Passagen dringen bis in die letzten Reihen vor und berühren das Publikum.

Beschwingter geht’s dann im zweiten Teil des Abends zu. Operetten stehen nun auf dem Programm. Vergnügt verfolgen die Zuschauer etwa den Liebestaumel des „Paganini“ oder summen bei „Schenkt man sich Rosen in Tirol“ ganz leise mit.

Den heiteren Abschluss bildet dann das Champagner-Finale. Die Akteure werden am Ende mit minutenlangem Applaus belohnt – und setzen schließlich mit ihrer Zugabe, dem Klassiker „Brindisi“ aus „La Traviata“, noch einmal eins drauf. Der Beifall gilt an diesem Abend aber sicher auch dem Pianisten Thomas Módos, der die Sänger die gesamte Zeit über souverän geführt hat.

Als am Ende die Zuschauer schließlich ihre warmen Decken und Kissen zusammenpacken, um nach Hause zu gehen, sind sich die meisten einig: Es war ein wunderbarer Abend in einzigartiger Atmosphäre.

Quelle: Westfälische Nachrichten, 11.06.2013, Anne Alichmann.