Foto KonzertAltes Rathaus, 19.04.2013. Wenn etwas so wird wie erwartet, könnte es leicht langweilig werden. Nicht so bei den Konzerten von Triosence. Das Jazz-Trio, das vor einem Jahr im Alten Rathaus ein gefeiertes Konzert gab, war zurückgekehrt – mit der CD „Turning Points“ im Gepäck, die kurz nach jenem Abend eingespielt wurde.

Noch einmal die gleichen Songs, ausgestattet mit höchsten Erwartungen, an gleich zwei Abenden in Folge? Würde da die Publikumsroutine zu Abwehrreaktionen führen?

Weit gefehlt. Denn: Bernhard Schüler (Piano), Matthias Nowak (Kontrabass) und Stephan Emig (Drums) sind eine Klasse für sich. Beide Abende waren ausverkauft, an beiden gab es stehende Ovationen.

 

Das Geheimnis des Erfolgs liegt zum einen in der ungeheuren Virtuosität der drei, zum anderen in der kompositorischen Handschrift Schülers, aus dessen Feder alle Stücke stammen: Auf einem satten, rhythmischen Teppich lässt er lyrische Bilder entstehen, die auch jene erreichen, die Musik nicht nur mit dem Kopf begreifen.

„Unsere Musik war vielen oft zu eingängig“, sagt Schüler in der Pause im Gespräch mit den WN. Daran liege es wohl, dass sie bei Jazzfestivals bisher wenig gefragt waren. Das soll sich nach Möglichkeit mit der aktuellen CD ändern, auch wenn gerade hier von manchen Puristen der Vorwurf gekommen ist, die Musik werde zu „poppig“. Die Antwort darauf gibt Schüler gleich doppelt: „Das hat uns nicht weiter gestört, wir machen halt unser Ding.“ Im Saal antwortet er musikalisch: „Basically it‘s all quite simple“ heißt die Zugabe, mit der das Trio Kritikern augenzwinkernd vorführt, worum es eigentlich geht. Schüler: „Wahrscheinlich erkennt man die Essenz erst, wenn man mal richtig in Komplexität gebadet hat.“

Wie komplex und fein ausgearbeitet der Unterbau der scheinbar so leichten Stücke ist, bewiesen die Musiker vor allem in ihren Soli. Matthias Nowak, als Bassist der ersten Stunde wieder dabei, nachdem ihn 2012 Ingo Senst vertreten hatte, bewies, wie zart und melodiös der Bass klingen kann. Stephan Emig begeisterte wie im Vorjahr mit so perfektem wie kreativem Spiel, in das er auch das Publikum mit einbezog.

Dies Publikum wächst. Das zeigt auch die Länge der Tour mit über 50 Konzerten in ganz Deutschland. „Es ist ein stetig steigender Trend“, meint Schüler. „Aber langsam kriegen es alle mit.“

Die Konzerte wurden gemeinsam vom Kulturring Schöppingen e.V. und vom Freundeskreis Schöppinger Konzerte e.V. veranstaltet.

(Quelle: Westfälische Nachrichten, 22.04.2013, Christiane Nitsche)