Altes Rathaus, 20.05.2012. Sein Spiel ist versunken: keine vordergründigen Effekte, keine zur Schau gestellte Virtuosität. Benjamins Mosers Interpretation scheint ganz aus der Mitte der Musik zu kommen. Er hatte sich mit Debussys Erstem Buch der Preludes, Skrjabins „Vers la flamme“ und Prokofievs 7. Sonate B-Dur alles andere als ein leichtes Programm gewählt – für den Zuhörer eben so wenig wie für den Pianisten.

Doch sowohl die aus einer schlichten Tonbewegung heraus wachsende Ekstase bei Skrjabin, als auch das durch kurze Idyllen unterbrochene Kriegs-Getöse in Prokofievs während des Zweiten Weltkriegs komponierter Sonate spielte Moser in einem überzeugenden großen Wurf. Sehr gut, dass er sein Programm locker moderierte und durch wenige Worte Zugänge und Anhaltspunkte schuf. Die mal exotische, mal humoristische, mal archaische Welt der Debussy-Preludes brachte er in allen Schattierungen zu Gehör: die versunkene Kathedrale im 10. Prelude erstand Stein für Stein in der Erinnerung. Den begeisterten Applaus im gut besuchten Rathaussaal dankte Moser mit einer bewegenden Zugabe: dem zweiten Satz aus Schuberts letzter Klaviersonate.


(Quelle: Freundeskreis Schöppinger Konzerte, Dr. Nikolaus Schneider)