St. Brictius, 1.1.2012. Bei der Trompete sehen viele vor ihrem geistigen Auge einen in blauer Uniform auf seinem Pferd sitzenden Reiter, der zum brachialen Angriff auf die feindlichen Truppen bläst. Ein vom Kinofilm übertragenes Sinnbild nicht nur zu Zeiten des Wilden Westens. Dass es sich bei der Trompete aber vorrangig um ein feingliedriges Instrument handelt, das absoluten Hörgenuss ermöglicht, demonstrierten Professor Peter Mönkediek und Peter Roth eindrucksvoll beim Neujahrskonzert in der Brictiuskirche. Unterstützt wurden die beiden an der Orgel von Markus Lehnert.


Mit Flügelhörnern, den kleinen Verwandten der Trompete, brachten Mönkediek und Roth sogar bayerisches Flair in den Kirchenraum. In der Brictius-Kirche wurde gejodelt, zumindest instrumental. Mit „Da droben auf dem Berg steht a Tannenbaum“, „Is scho still uman See“ und „Hirtengesang“ präsentierten die beiden nicht nur drei Weihnachtsjodler, sondern auch die Vielfältigkeit des Instruments. Die Lieder vermittelten einen schönen Kontrast zu kirchlichen Klassikern wie Wolfgang Amadeus Mozarts „Laudate Domine“, das dieser für den Salzburger Dom komponiert hat, oder Georg Friedrich Händels „Eternal source of light divine“.


Die drei Weihnachtsjodler spielten Mönkediek und Roth, vor dem Altarraum stehend, direkt mit den Gesichtern zu den Zuhörern gewandt in der sehr gut besuchten Kirche. So sahen die Gäste wenigstens für ein paar Minuten die Musiker. Nur Markus Lehnert blieb leider verborgen. Schließlich trägt sich eine Orgel nicht so leicht.

Die meiste Zeit jedoch standen der Ahauser Peter Mönkediek, der 2007 als Professor für Trompete an die Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule berufen wurde, und Peter Roth aus Berlin oben neben der Orgel im Rücken des Publikums. Der Vorteil dabei war, dass der Blick nicht abgelenkt wurde und die Zuhörer sich ganz auf die Musik konzentrieren konnten. So konnten sie die Seele baumeln lassen und ihren Gedanken freien Lauf lassen. Das elegante Spiel mit den Ventildrückern, das Roth und Mönkediek beherrschen, entlockte der Trompete ganz feine Töne, die eher an zierliche Flöten als ein grobschlächtiges Kriegssignal erinnerten. Dazu passte das darauf fein abgestimmte Orgelspiel von Markus Lehnert. Ein toller Abend mit musikalischem Hochgenuss.

(Quelle: WN vom 3.1.2012, RUPERT JOEMANN)