Altes Rathaus, 19.11.2011. Stephanie K. spielt zwar kein Instrument, aber dafür perfekt mit ihrem Publikum. Davon durften sich die Besucher am Samstagabend beim Jazzkonzert im Alten Rathaus überzeugen. Gemeinsam mit Sebastian Altekamp (Flügel), Jürgen Knautz (Bass) und Markus Paßlick (Percussion) begeisterte die Sängerin die Zuhörer.

Es war ein Stück weit wie beim Anblick der Mona Lisa im Pariser Louvre: Der Betrachter schaut sich das Bild an und automatisch, völlig unbewusst, fängt er an, ganz eben zu lächeln. Das steigert sich, bis ihm später auffällt, was mit ihm geschieht. Diese Faszination strahlte auch Stepanie K. aus. Ihr Lächeln und fester Augenkontakt fesselten so manchen Besucher. Der Augenaufschlag erledigte den Rest. Die eine oder andere Frau hätte ihrem Gatten da sicherlich am liebsten am Ärmel gezupft.

Wen interessierte es da, ob es stimmt, dass Stephanie K. zehn Brüder hat oder nicht. Die US-Amerikanerin kündigte die Lieder mit netten Geschichtchen an. Allesamt handelten die Songs von gefundener oder verlorener Liebe und Freundschaft. Stephanie K. ist eine typische Jazzmusikerin. Jederzeit bereit zur Improvisation. So auch, als zwei Gäste leicht verspätet vor der offenen Tür des Saals im ersten Geschoss standen. „Kommt herein“, bat die Sängerin die beiden unkonventionell. Von künstlerischen Allüren keine Spur. 

Harold Arlen und Ted Koeh­lers Klassiker „Let´s fall in love“ verlieh sie eine enorme Energie. „Jetzt ist die Zeit zum Verlieben, solange wir jung sind“, heißt es im Song. Stephanie K. legte darin soviel Gefühl, dass sie die Herzen der Zuhörer erreichte. Auch die der Junggebliebenen. Nun hätte sicherlich auch so mancher Mann gerne die Hand seiner (eigenen) Frau berührt. Doch die Konventionen lassen das leider wohl nicht zu.

Immer wieder applaudierte das Publikum zwischendurch für die Soli von Sebastian Altekamp (Flügel) und Jürgen Knautz (Bass). Die Instrumentalisten agierten geschickt miteinander. Altekamp setzte sogar zwischenzeitlich ganz aus, um Knautz´ Bass-Spiel noch mehr in den Vordergrund zu rücken. Typisch Jazzmusiker. Weniger im Mittelpunkt stand leider Markus Paßlick (Percussion). Vorzüglich variierte er am Cajón, der peruanischen Kistentrommel, die Schlagzahl und Lautstärke. Seine Mimik drückte dazu musikalische Leidenschaft aus.

Ein bisschen karibisches Flair zog dann sogar in den altehrwürdigen Ratssaal: Ihre 79-jährige, verwitwete Mutter, so Stephanie K., hatte im sonnigen Florida einen neuen Mann kennengelernt. Die Frage: Sollen wir uns verlieben oder sollen wir nicht? Stephanie K.s Antwort: „Willst du warten, bis du 80 bist?“

(Quelle: Rupert Joemann, Westfälische Nachrichten v. 21.11.2011; Fotos: WN und privat)