Altes Rathaus, 09.10.2011. Wiener Kaffeehäuser hatten schon immer ihren eigenen Charme. Dass das heute noch so ist, davon konnten sich viele Gäste am vergangenen Sonntag authentisch im Alten Rathaus in Schöppingen überzeugen. Die Verantwortlichen des Freundeskreises Schöppinger Konzerte hatten den Festsaal kurzerhand in ein solches Wiener Kaffeehaus umgewandelt.

„Musik war schon zur Blütezeit der Kaffeehäuser in Wien das Lebenselixier und soll auch an diesem Sonntag im Mittelpunkt stehen. Lassen Sie sich inspirieren von der gemütlichen Atmosphäre bei Sachertorte und Kaffee und genießen Sie die Musik des Quintetts ,Bohème aus Münster“, hieß VHS-Direktor Dr. Nikolaus Schneider die Gäste willkommen. Auch das Gespräch zwischen den Gästen sollte nach seinem Wunsch an diesem Nachmittag nicht zu kurz kommen.


Schneider versprach allen im voll besetzten Saal ein schönes Erlebnis - und die fünf Musiker setzten sein Versprechen sogleich in die Tat um. Sie nahmen das Publikum mit auf eine Reise in das alte Wien des 18./19. Jahrhunderts und wechselten im Verlauf des Konzertes auch in einige andere Metropolen, kehrten aber immer wieder musikalisch in die österreichische Hauptstadt zurück.

Mozarts Menuett aus der Sinfonie in Es-Dur eröffnete den musikalischen Reigen gefolgt von Antonin Dvoraks Humoreske. Das eingespielte Quintett begeisterte gleich zu Anfang mit spielerischer Leichtigkeit, Harmonie und starkem Ausdruck. Die Instrumentalisten an Geige, Kontrabass, Cello, Querflöte und der hauseigene Steinway-Flügel bildeten eine perfekte Einheit, und die Akteure verzauberten ihr Publikum unter anderem mit Walzermelodien von Johann Strauß und Robert Stolz. Auch mit dem Walzer aller Walzer „An der schönen blauen Donau“ trafen die Musiker erwartungsgemäß den Nerv der Gäste und führten ihre Reise anschließend in Richtung Italien fort. Beim Titel „Capri-Fischer“ kündigte der Pianist des Ensembles den Komponisten Gerhard Winkler als den „Karl May des deutschen Nachkriegsschlagers“ an, und durch die lockere Kaffeehausatmosphäre wurden die Gäste schnell zum Mitsingen animiert. Überhaupt verstanden es die Musiker von Beginn an, das Publikum in das Geschehen mit einzubeziehen.


Im letzten Teil des Konzertes schenkten die Akteure den Gästen einen musikalischen Liebestrank ein. Nicht „Bauer sucht Frau“, sondern der ungleich niveauvollere Bauer, der seine Liebe suchte, spielte in diesem Stück mit Hilfe der wundervoll im Wechsel mal melancholisch und flehend und dann wieder fordernd und temperamentvoll eingesetzten Geige die Hauptrolle.

Auch ein Ausflug an den Broadway wurde den Gästen an diesem Sonntag beschert. Teile aus den Jazzsuiten von Schostakowitsch, Leonard Bernsteins „Amerika“ aus der West-Side-Story sowie weitere musikalische Leckerbissen reihten sich zu weiteren Höhepunkten aneinander.

„Kein Schwein ruft mich an“ von Max Raabe beeindruckte die Zuschauer ebenso wie die Zugabe „What a Wonderful World“. Mit dem Radetzky-Marsch endete das dreistündige Konzert. Die Anwesenden bedankten sich mit minutenlangem Beifall bei den Akteuren auf der Bühne.

(Quelle: WN vom 12.10.2011, Fotos: privat)