Altes Rathaus, 08.05.2011. Seine Zeit in Schöppingen hat den Komponisten Christian Ernst so begeistert, dass er ein eigenes Klavierstück darüber schrieb: den „Schöppinger Rock“. Inspiriert wurde der studierte Kirchenmusiker dabei vom Karneval in der Vechtegemeinde, den er im vergangenen Jahr während seines Stipendien-Aufenthalts im Künstlerdorf erlebte. Da ließ es sich der Berliner nicht nehmen, zur Uraufführung des „Schöppinger Rocks“ am Sonntagabend an den Ursprung seiner Komposition zurückzukehren.


Der gesamte Abend im Alten Rathaus war ein Porträtkonzert des vielfach preisgekrönten Komponisten Christian Ernst. Neben dem „Schöppinger Rock“ gab es noch drei weitere Uraufführungen des Komponisten.

An seine Seite hatte er sich mit Karen Rettinghaus (Sopran, Querflöte) und Norbert Anger (Violoncello) zwei ausgewiesene Profis geholt. Anger debütierte beispielsweise mit einem Schumann-Konzert in der berühmten Dresdener Semperoper. Rettinghaus ist Mitglied des Solistenensembles der Komischen Oper Berlin, wo sie unter anderem in „Figaros Hochzeit“ als Susanna und als Ännchen im „Freischütz“ zu erleben war.

Dass zeitgenössische klassische Musik alles andere als langweilig ist, zeigten die drei Profimusiker auf sehr unterhaltsame Art: So versprühte die Klaviersonate Nr. 1 op. 14 viel Schwung und zeugte von einer offenen, mitreißenden Fröhlichkeit. Da passte es ganz gut, dass Christian Ernst zwar konzentriert am Klavier saß, sein Gesicht jedoch ein leicht verschmitztes Lächeln verriet. Es war dem 1967 geborenen Künstler anzumerken, dass er mit Herz und Leidenschaft komponiert und seine Stücke mit ebenso viel Inbrunst vorträgt.

In „Aus der Kindheit des Zauberers“, die Ernst für junge Spieler als Spielliteratur komponiert hat, sind die Situationen hervorragend herauszuhören: Beim „Spiel am Bach“ geht es eher ruhig zu, wie das rhythmische Plätschern des Wassers. Die „Kobolde“ flitzen dagegen wuselig umher. Kreuz und quer hetzen die Artisten „Im Zirkus“, als wenn sie nervös vor der Premiere stünden. „Das kleine Teufelchen“ ist mehr fröhlich angelegt, nicht streng. Eher gemeint wie spitzbübische Kinder als der Widersacher Gottes. Das erstaunt nicht, schließlich ist es ein Stück, das auch viel von Kindern gespielt wird. Und: Es spiegelt die ausgesprochene Fröhlichkeit der Ernst´schen Musik wider.


Und dann also die Welturaufführung: der „Schöppinger Rock“! Ein peppiges Klavierstück, bei dem die Lebensfreude des Karnevals geradezu unter den schwarzen und weißen Tasten hervorquillt. Davon zeigte sich auch Bürgermeister Josef Niehoff begeistert. Und der muss es wissen, schließlich ist er schon oft auf dem Ratswagen beim Karnevalsumzug dabei gewesen.

(Quelle: WN v. 11.05.2011, Rupert Jpemann)